

- Wohnen & Pflege
Selbstbestimmt zu Hause – mit passender Hilfe
Irmgard Biegler ist 99 Jahre alt – und lebt in ihrer Wohnung in Bogenhausen, betreut vom Pflegedienst der MÜNCHENSTIFT. Dass das möglich ist, verdankt sie einem fein abgestimmten Netz aus persönlicher Betreuung und digital gestützter Organisation. Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt – mit Zeit, Zuwendung und ganz konkreter Hilfe im Alltag.
„Nach dem Krankenhausaufenthalt musste schnell Hilfe her“, sagt Irmgard Biegler. Die heute 99-Jährige kehrte nach einem Schlaganfall vor eineinhalb Jahren in ihr altes Zuhause zurück – dorthin, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hatte. In ihrem Stadtteil kennt sie viele Leute, hat Lieblingsläden und geht sonntags zum Mittagessen in ihre Stammwirtschaft. Der Sozialdienst des Krankenhauses vermittelte den Pflegedienst der MÜNCHENSTIFT. Anfangs kam er nur wegen der Medikamente. Doch bald passte man die Unterstützung ihrer Situation an: Hilfe bei der Körperpflege, beim Frühstück, zeitweise beim Mittagessen und beim Einkauf. Auch ihre Nichte, die sich trotz Entfernung und ihrer 83 Jahre um die Bürokratie kümmert, wurde entlastet.

Hilfe zur Selbständigkeit
Dank des Pflegedienstes lebt Irmgard Biegler weiterhin in ihrer Wohnung – zusammen mit ihren zwei Nymphensittichen, die hier frei umherfliegen. Bis vor zwei Jahren versorgte sie noch einen Schäferhund, den sie mit ihrem verstorbenen Lebenspartner gehalten hatte. Mit ihm war sie viel unterwegs: im Sommer am Staffelsee, im Winter beim Skifahren in den Bergen. „Ich war schon immer beweglich“, sagt sie stolz. Auch heute ist die lebensfrohe 99-Jährige oft mit dem Rollator unterwegs – zum Einkaufen, in ihre Lieblingsboutique, wo sie sich mit Kleidung und Accessoires in ihren Lieblingsfarben versorgt. Sie pflegt viele Kontakte und besucht fast jedes Wochenende das „Stüberl“ zum Schweinsbraten mit Knödeln und Salat. Friseurin und Manikeurin kommen inzwischen zu ihr nach Hause. „Da gibt es immer viel zu erzählen“, sagt sie. Auch Nachbar:innen schauen vorbei – und doch: „Der Tag ist lang“, räumt sie ein. Eine Makuladegeneration erschwert ihr den Alltag. Besonders stolz ist sie auf eine Spezialbrille, die Dokumente und Zeitung vorliest. Sie hörte im Fernsehen davon, forschte nach und setzte durch, dass die Krankenkasse das Gerät leiht. Bewegung bleibt ihr Prinzip – selbst bei großer Hitze: Dann sprüht sie alle drei Stunden ihre Vögel mit Wasser ab. „Tiere waren und sind mein Ein und Alles.“ Was ihr langes, aktives Leben ausmacht? Sie lacht: Humor!

Von Mensch zu Mensch
„Wir haben uns viel zu erzählen und wir beide lachen viel“, sagt Irmgard Biegler über Alesia Salauyova vom Pflegedienst Bogenhausen, die sie regelmäßig betreut. „Ich freue mich jeden Morgen auf ihren starken Kaffee.“ Danach richtet die Pflegehelferin die Medikamente her, hilft beim Duschen und Anziehen der Kompressionsstrümpfe. „Seit dem letzten Krankheitsschub isst Frau Biegler weniger und trinkt zu wenig“, sagt die Pflegehelferin. „Ich achte auf ihre Ernährung, bestelle Trinknahrung mit Vitaminen und Mineralien.“ Seit fünf Jahren arbeitet Alesia Salauyova bei der MÜNCHENSTIFT, zuerst beim Pflegedienst-Stützpunkt in St. Josef, nun im Haus an der Effnerstraße. „Ich wollte Medizin studieren“, erzählt die gebürtige Weißrussin. „Aber das Geld reichte nicht. Ich ging als Au-pair nach Deutschland, wollte für das Studium sparen – dann lernte ich meinen Mann kennen.“ Als die Kinder größer wurden, stieg sie bei der Nachbarschaftshilfe ein. „Das passte, ich mochte schon als Kind ältere Menschen – meine Oma starb früh, dafür war ich oft bei einer alten Nachbarin.“ Heute wird sie regelmäßig geschult: zu Themen wie Dekubitus, Sturzprophylaxe, Ernährung oder Mobilität. Pflegefachkräfte stehen ihr beratend zur Seite. „Wichtig ist aber nicht nur das Fachliche“, betont sie, „sondern auch die Gespräche. Nur so erfährt man, was den Menschen wirklich wichtig ist.“
Digital – menschennah
„Kein Tag ist wie der andere – ein guter Dienstplan ist entscheidend, um nicht in Stress zu geraten und für die Menschen da zu sein“, sagt Alesia Salauyova. Dabei hilft die Digitalisierung, die die MÜNCHENSTIFT in den vergangenen Jahren systematisch ausgebaut hat. Alle Mitarbeitenden im Pflegedienst nutzen Smartphones, über die sie auf dem laufenden Stand der Einsatzplanung bleiben. „Ich sehe bei allen Kunden alles Wichtige auf einen Blick: Angehörige, Arztkontakte, aktuelle Pflegeberichte. Vieles läuft per Spracheingabe und am Ende hake ich alles ab, sodass ich nichts vergesse – keine Zettelwirtschaft mehr“, so Alesia Salauyova. „Die Einführung der digitalen Dokumentation war ein großer Fortschritt. Alle Informationen, die unsere Kund:innen betreffen, sind jederzeit unterwegs einsehbar“, erklärt Danijela Ljevar, Einsatzleitung des Pflegedienstes Bogenhausen und stellvertretende Pflegedienstleitung im Haus an der Effnerstraße. Bei Notfällen oder Änderungen können Kolleg:innen sofort einspringen. Sie und ihr Pflegeteam prüfen alle Einträge, erstellen Maßnahmenpläne und behalten den Überblick über geleistete Einsätze. Ihr Fazit nach 23 Jahren Erfahrung bei der MÜNCHENSTIFT: „Mehr Information, weniger Fehler – und mehr Zeit für die Menschen.“
Menschen im Stadtteil versorgen
Von der Einsatzzentrale im Haus an der Effnerstraße versorgen vier Pflegefachkräfte und zehn Pflegehilfskräfte täglich zwischen 6 und 22 Uhr die Menschen im Stadtteil. „Meist melden sich Angehörige bei uns, wenn sie merken, dass es zu Hause nicht mehr geht“, erzählt die Leiterin des Pflegedienstes. Anfangs geht es oft nur um kleinere Hilfen – etwa bei der Wundversorgung oder Medikamenteneinnahme. Später kommen, je nach Gesundheitslage, Unterstützung beim Duschen, An- und Ausziehen oder im Haushalt hinzu. „Auch wenn jemand zu Hause sterben möchte, begleiten wir die Menschen – gemeinsam mit dem Hospiz“, so Danijela Ljevar. Wird das Leben zu Hause nachts wegen Sturz- oder Weglaufgefahr unmöglich, hilft der Dienst bei der Suche nach einem Platz in einer der Einrichtungen der MÜNCHENSTIFT. Ziel ist es, ein selbstbestimmtes Leben daheim so lange wie möglich zu erhalten. Dafür reagiert das Team flexibel – auch bei Krankenhauseinweisungen oder plötzlichen Veränderungen. „Wir können tagesaktuell handeln.“ Ein Beispiel: Der Partner eines demenziell Erkrankten wurde plötzlich bewusstlos und kam ins Krankenhaus. Da das Paar keine Hilfe hatte, sprang das Team ein – brachte Dinge ins Krankenhaus, versorgte den Mann zu Hause sieben Wochen lang mehrmals täglich und kümmerte sich sogar um den Hund. Die enge Kommunikation mit Angehörigen ist zentral im Pflegedienst. „Wir beraten viel – etwa bei fortschreitender Demenz oder wenn Medikamente nicht genommen werden“, sagt Danijela Ljevar. Enge Kooperation besteht mit der Fachstelle für pflegende Angehörige, etwa bei Fragen zur Finanzierung oder ehrenamtlicher Unterstützung, sowie der Pflegeüberleitung und anderen Ansprechpartner:innen und Bereichen im Haus. Auch mit anderen Institutionen im Stadtteil ist der Dienst eng vernetzt, so nimmt Danijela Ljevar regelmäßig an Terminen im Alten- und Service-Zentrum (ASZ) teil und führt Beratungen für Pflegegeldempfänger durch.

Selbständigkeit Daheim:
Der Ambulante Pflegedienst Der Münchenstift
An fünf Standorten in München unterstützt der ambulante Pflegedienst Menschen in ihrer gewohnten Umgebung – mit Betreuung, Begleitung und pflegerischer Hilfe. Täglich von 6 bis 22 Uhr übernimmt das Team hauswirtschaftliche und medizinische Versorgung nach ärztlicher Verordnung sowie sachkundige Pflege in Kombination. Dazu kommen Hilfen im Alltag und im Umgang mit Behörden, Pflege- und Krankenkassen sowie Sozialhilfeträgern. In enger Zusammenarbeit mit der Fachstelle für pflegende Angehörige sowie weiteren Partnern im Stadtteil berät und entlastet der Pflegedienst auch Angehörige – etwa bei Demenz, neurologischen Erkrankungen oder Überlastung bei der Pflege. Ergänzend bietet die MÜNCHENSTIFT an drei Standorten Tagespflege sowie den Münchner Menü-Service.
Mehr Informationen und Beratungstermin: www.muenchenstift.de/pflegedienst, Tel. (089) 62020-340

Text: MÜNCHENSTIFT Magazin, Heft Nr. 113 - September 2025
Fotos: Barbara Donaubauer, MÜNCHENSTIFT