Vortrag bei der MÜNCHENSTIFT zu Geschmack und Erinnerung: Für immer süß

    18. September 2025
    In einem Vortrag im MÜNCHENSTIFT-Haus in Bogenhausen hat Diätassistentin Sophie Pilkenroth erklärt, welche altersbedingten Veränderungen es gibt und welchen Einfluss sie auf das Essverhalten haben.  Dabei gab sie auch praktische Tipps zu bedarfs- und bedürfnisorientierten Mahlzeiten.  Der Vortrag „Geschmack und Erinnerung“ am 17.09.25 fand statt im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche vom 19. bis 28. September 2025.

    Im Alter lässt das Sehvermögen nach – aber warum haben ältere Menschen deshalb weniger Appetit? Solche und andere Fragen kann Sophie Pilkenroth, Diätassistentin bei der MÜNCHENSTIFT, beantworten. „Viele Reize nehmen wir erstmal mit den Augen wahr. Wir sehen Gebäck oder Kuchen in der Auslage einer Bäckerei und bekommen Lust darauf. Wenn wir nicht mehr richtig sehen, kommt dieser Reiz nicht mehr bei uns an“, erklärte die Ernährungsexpertin ihrem Publikum im MÜNCHENSTIFT-Haus in Bogenhausen den Zusammenhang zwischen Sehkraft und Appetit.

    Überforderung am Supermarktregal 

    Pilkenroth machte deutlich, wie viele Faktoren das Essverhalten in den letzten Lebensjahren beeinflussen können: Dazu gehören nachlassender Geschmacks- und Geruchssinn, ein veränderter Zahnstatus, der das Kauen schwierig macht, das Bewegungsverhalten, ein veränderter Stoffwechsel, abnehmendes Durstgefühl, geringer werdende Magendehnung sowie ein gleichbleibender Nährstoffbedarf bei geringerem Energiebedarf.

    Wenn Menschen an Demenz erkranken und sich schlechter im Alltag zurechtfinden, kann Essen zur Herausforderung werden, erklärte die MÜNCHENSTIFT-Mitarbeiterin anschaulich: „Lange Nudeln, kurze Nudeln, Vollkorn-Nudeln, glutenfreie – das Angebot im Supermarktregal kann jeden von uns überfordern.“

    Hilfe vom Menü-Service der MÜNCHENSTIFT

    Für demenziell Erkrankte könnten nicht nur die Orientierung im Supermarkt, sondern auch der Weg zum Geschäft oder die Zubereitung von Speisen schwierig werden. „Ernährung, Essen und Kochen sind komplexe Vorgänge. Mit zunehmender Demenz werden sie schwieriger“, so Pilkenroth. Unterstützung bieten könnten in dieser Lebenslage etwa die Nachbarschaftshilfe, offene Mittagstische oder ein Menü-Service, wie die MÜNCHENSTIFT ihn anbietet.

    Mit fortgeschrittener Demenz entwickelten manche Menschen einen gesteigerten Bewegungsdrang, erklärte Pilkenroth. „Unter Umständen kommen sie dadurch auf den Energiebedarf eines Leistungssportlers.“ Sie müssten dann regelmäßig viele kleine Portionen essen, um auf große Mengen Nahrung zu kommen. Oft sei es nicht leicht, das umzusetzen, so die Expertin. Die Menschen könnten Hunger- und Sättigungsgefühl schwer deuten, müssten immer wieder ans Essen erinnert werden und ihre Vorlieben bei der Auswahl der Speisen änderten sich.  Dann könne das Lieblingsessen aus der Kindheit helfen, an das viele Erinnerungen geknüpft seien. Und wenn Menschen mit fortgeschrittener Demenz ihren Tag-Nacht-Rhythmus veränderten, gebe es das Essen eben nachts.

    Individuelle Bedürfnisse werden wichtiger

    Irgendwann rückten die Erkenntnisse zur ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse in den Hintergrund. Viele wichtiger seien dann die individuellen Bedürfnisse eines Menschen. „Kuchen, Gebäck oder Pudding: Alles, was süß und fettig ist, kann helfen. Das essen die meisten Leute gerne.“ Denn süß, so die Expertin, ist der erste Geschmack, den wir als Säugling über die Muttermilch wahrnehmen. Und auch wenn der Rest verblasse: Süßes geht immer.

    demenzwoche.bayern.de